Neuigkeiten aus unseren Projekten und Arbeiten vor Ort

Geschichten über die Menschen vor Ort, über die positiven Prozesse und die erfolgreichen Entwicklungen in Peru und Kenia. Hier erfährst Du mehr über die alltäglichen kleinen Erfolge.

Ohne starke Frauen keine starken Dörfer
Heute fühlen sich die Yanesha-Frauen ermächtigt und sind genauso zahlreich bei den Workshops vertreten wie Männer. In ihren neuen Dorfverfassungen haben die Menschen dafür gesorgt, dass Frauen dieselben Rechte haben wie Männer. Immer wieder werden Frauen jetzt auch als Dorfchefinnen gewählt. Manchmal verteidigen sie die Dörfer mutiger und kompromissloser als viele Männer vor ihnen.
 
"Die Frauen der Yanesha haben ihre Rechte verstanden," erklärt Projektanwältin Galaxia. Doch auf Grundlage ihrer neuen Stärke verteidigen sie heute nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Dörfer und den Regenwald. Das ist ganzheitliche, allumfassende und tiefgreifende Veränderung für Mensch und Schöpfung.
 
Rosa und Dina lebten lange zurückgezogen. Die Benachteiligung der Frauen und der Rassismus des peruanischen Staates gegenüber den Indigenen hatten sie stumm und ängstlich gemacht. Dank unserer Workshops haben sie ihre Stimme gefunden und übernehmen Verantwortung.
 
Rosa aus Azulis
Rosa ist 70 Jahre alt und lebt in einer kleinen Hütte im Regenwald. Ihr Leben lang hat sie sich um das Feld, den Haushalt, die Kinder und Enkel gekümmert. Das Dorf zu verlassen traute sie sich nur selten, weil sie die Welt der Weißen fürchtete. Am schlimmsten waren Behördengänge, denn als Indigene hatte sie große Angst vor der Diskriminierung und Verachtung der Beamten.
 
"Doch dann hörte ich von den Workshops von Chance e.V.," erzählte Rosa unserer Projektanwältin Galaxia. "Dort habe ich viel gelernt, vor allem auch wie man mit Behörden umgeht und wie wir Yanesha uns gegen Diskriminierung wehren können."
 
Dann fasste Rosa einen mutigen Entschluss: Gemeinsam mit Galaxia fuhr sie in die Stadt. Dort wollte sie die Kunsthandwerkerkooperative anmelden, deren Gründung wir in einem anderen Projekt begleitet hatten. "Ich war so nervös wie ein kleines Mädchen," meint sie lachend. Sie betrat das Notariat und das Katasteramt, wo sie energisch und selbstsicher mit den Beamten sprach und sich nicht einschüchtern ließ. Galaxia hielt sich im Hintergrund und am Ende machte Rosa sogar einen Scherz. "Um den Beamten zu zeigen, wie dumm ihr Rassismus ist, sprach ich Yeñoño mit ihnen und lud sie zu einer Panzerwelssuppe in mein Dorf ein."
 
So überwand Rosa die Minderwertigkeitsgefühle, die ihr Leben so lange bestimmt hatten. 
 
Dina aus San Pedro de Pichanaz
Dina ist nur ungefähr 1,50 m groß. Sie ist alleinerziehende Mutter und hatte es oft sehr schwer im Leben. Vor einigen Jahren dann wurde sie als erste Frau zur Chefin ihrer Dorfgemeinschaft gewählt.
 
"Das traute ich mich nur, weil die Workshops mich stark gemacht hatten," erklärt sie. Denn Dina stellte so lange Fragen, bis sie einen Sachverhalt wirklich verstanden hatte. "Früher machten Beamte mir Angst, doch heute kenne ich unsere Rechte und ich weiß, wie wir verhandeln müssen." Bei Dorfversammlungen und Verhandlungsrunden mit dem Staat ist Dina auch heute noch dabei, sie zitiert Gesetzestexte und diskutiert selbst mit hohen Beamten ohne Furcht.
 
Die anderen Frauen im Dorf haben Dina deshalb einen Spitznamen gegeben. Manchmal nennen sie die resolute Frau "nemoner abogada," das bedeutet "Schwester Rechtsanwältin." 
 
Dorfretter und Frauen-Stark-Macher
Jeder Workshop, der Frauen stark macht, kostet mehrere Hundert Euro. Insgesamt begleitet unser Team sieben Dörfer. In jedem Dorf finden Workshops zu vielen Themen statt: Dorfsatzung, Menschenrechte, Waldschutz, Kunsthandwerk und Imkerei, um nur ein paar zu nennen. Das heißt, wir brauchen jeden Monat ein paar Tausend Euro für die Ausrichtung der Workshops, ohne die die Dörfer verloren wären.

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